Erziehungsstile

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Mit dem Begriff „Erziehungsstil“ meint man die Art und Weise, wie sich Eltern dem Kind gegenüber verhalten.

Der Erziehungsstil ist also eine durchgängige Grundhaltung der Eltern, welche sich in verschiedenen Verhaltensweisen und Situationen dem Kind gegenüber zeigt.

Alle Eltern entwickeln individuelle Erziehungsstile, da jeder Mensch andere Norm- und Wertvorstellungen hat und diese auch seinem Kind weitergibt. Z.B. ist es für den Einen wichtig, dass das Kind zu allen Dingen seine Meinung kundgibt, dem Anderen ist es wichtig, dass das Kind nur spricht wenn es gefragt wird.

Man unterscheidet grob drei verschiedene Erziehungsstile, deren existierende Modelle sind das Ergebnis langjähriger Untersuchungen.

· Antiautoritärer Erziehungsstil

· Autoritärer Erziehungsstil

· Laissez-Faire Erziehungsstil

· Demokratischer Erziehungsstil

· Richtige Kindererziehung

Der antiautoritäre Erziehungsstil

Unter dem Begriff ‘antiautoritär’, der heutzutage anderen Begriffen, wie demokratisch, liberal oder emanzipatorisch gewichen ist, versteht man die Erziehungsmethode, die zwangfrei abläuft und fördernd für die Selbstentfaltung jedes Einzelnen ist und sollte als Gegenpol zur autoritären Erziehung dienen. Grob gesagt, wird Kindern so ziemlich freie Hand gelassen, damit diese ihre Persönlichkeit und Selbstbewusstsein, sowie Kreativität und Gemeinschaftsfähigkeit frei entfalten können. Leider wurde dieser Begriff von einigen Eltern falsch verstanden und sie meinten, sie müssten Ihre Kinder ganz ohne Grenzen erziehen, was eine Generation “flegelhafter Egoisten” hervorbrachte, die der antiautoritären Erziehung ihren heutigen schlechten Ruf beschert.

Bei der antiautoritären Kindererziehung geht es darum, nicht wie in den frühen 30er Jahren, auf einen strikten, organisierten Alltag zu setzen, sondern zu versuchen Kindern Spielraum und Entscheidungsfreiheiten zu lassen. Für über 80 Prozent ist es heute selbstverständlich, dass Kinder gegen Autorität eingestellt erzogen werden. Sie denken nicht, dass nur Disziplin die richtige Methode ist, um ans Ziel zu gelangen. In den 20ern und 30er Jahren lebten Kindern unter einem extremen Gehorsamszwang und man lobte die traditionelle Unterordnung in der Gesellschaft. Kritiker sagen, dass es Kindern damals nicht möglich war Kontaktfähigkeit und Selbstbewusstsein zu entwickeln, da diese total unterdrückt wurden. Dies führte dazu, dass Kinder oft aggressiv wurden und sich unterwürfig fühlten. Dennoch wurde diese Methode der Erziehung in fast jedem Haushalt durchgeführt. Kinder, die schon zu dieser Zeit eine antiautoritäre Erziehung genossen haben, sah man als ‘chaotisch’ und ‘wild’ an, dennoch ist zu verzeichnen, dass diese Menschen im Erwachsenenalter weit mehr Kreativität und Selbstvertrauen entwickelt haben, als gleichaltrige Menschen, die der konventionellen Erziehungsmethode unterworfen waren.

Sechziger Jahre

In den 60er Jahren sprachen sich verschiedene Politiker und Theoretiker für eine antiautoritäre Kindererziehung aus, da sie befürchteten, dass die Unterdrückung der Selbstentfaltung der Kinder der Entwicklung erheblich schaden können. Es entstanden Studentenbewegungen und Aufstände von Autoritäts-Gegnern, die sich gegen diesen Erziehungsstil stellten.

Der Begriff “antiautoritär” wird heute nicht mehr verwendet, sondern Kinder werden in Deutschland hauptsächlich demokratisch erzogen. Schulen, Kindereinrichtungen, Sportvereine und Jugendprojekte- alle setzen auf eine liberale Kindererziehung. Menschen sollen eigenständige, kreative und sozialfähige Wesen sein und nicht der Gesellschaft unterwürfig. Laut aktueller Statistiken sind Kinder, die eine zwangfreie Erziehung genossen haben, später wesentlich erfolgreicher und unabhängiger. Menschen, die autoritär erzogen wurden, wirken oft verschlossen und ordnen sich in der Gesellschaft unter.

Der autoritäre Erziehungsstil

Merkmale des autoritären Erziehungsstils sind, dass ein Großteil der Aktivitäten vom Erzieher oder den Eltern bestimmt werden. Das Kind wird in seinem Verhalten und Denken gelenkt, entsprechend den Vorstellungen des Erwachsenen. Dabei werden häufig Befehle und Anordnungen an den Zu-Erziehenden ausgesprochen. Die Eltern respektieren nur geringfügig die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder, da sie ihnen meistens vorgeben, was sie tun sollen. Oft wird das Kind, wenn es autoritär erzogen wird, zurechtgewiesen und getadelt.

Autoritäre Eltern stellen eine hohe Anforderung an ihr Kind, geben ihnen aber wenig emotionale Unterstützung. Auswirkungen des autoritären Stils auf das Kind könnte eine Einschränkung der Kreativität und Spontanität sein, da die Eltern einen Großteil der Aktivitäten vorgeben und auf wenige Anreize der Kinder eingehen.

Kinder, die autoritär erzogen werden, können aggressive Verhaltensweisen z. B. Schwächeren gegenüber, zeigen. Wenn die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder nicht wahrgenommen werden, so kann Aggression eine Art „Hilferuf“ nach Aufmerksamkeit sein. Wenn aus Kindergarten, Grundschule oder spätere Schulen verstärkt Probleme gemeldet werden, sollten Eltern hellhörig werden und die Familiensituation genauer betrachten.

Ein egozentrisches Sprachverhalten (ich, mein, mich, mir) kann bei den Zu-Erziehenden ebenfalls oft beobachtet werden, da sie diese Sprechweisen den Eltern nachahmen.

Autoritäre Eltern fördern durch diesen Erziehungsstil nicht die Selbständigkeit der Kinder. Außerdem zeigt sich bei ihnen häufiger ein geringes Selbstwertgefühl.

Merkmale:

· der Erzieher bestimmt die Aktivitäten der Kinder

· der Erzieher lobt und tadelt bestimmte Kinder

· der Erzieher verhält sich gegenüber den Kindern freundlich, aber unpersönlich

· die Kinder wissen nicht, was als nächstes kommt

· der Erzieher arbeitet mit Drohungen und Einschüchterungen

· der Erzieher gibt Befehle

· der Erzieher übernimmt die Verantwortung

Der laissez-faire Erziehungsstil

Bei diesem Erziehungsstil verhalten sich die Eltern dem Kind gegenüber eher passiv. Es werden nur minimale Vorgaben gemacht, so dass das Kind im Wesentlichen sich selbst überlassen wird. Diese Eltern haben kaum Ansprüche an den Zu-Erziehenden und bei Auseinandersetzungen beachten sie nur selten die Auffassungen der Kinder. Gleichgültige Eltern versuchen in der Erziehung nur das zu tun, was nötig ist, und versuchen die Anstrengungen so gering wie nur möglich zu halten. Im Extremfall vernachlässigen Eltern mit einem laissez-faire Erziehungsstil ihre Kinder.

Kinder, welche laissez-faire Großgezogen wurden, haben im Jugendliche- und Erwachsenenalter die größten Probleme. Sie haben Probleme beim Aufbauen und Halten von Beziehungen zu Gleichaltrigen, da sie selbst in ihrer Kindheit keine positive emotionale Beziehung kennen gelernt haben. Auch wird das Selbstwertgefühl nicht aufgebaut und der Jugendliche kennt womöglich kein Nähe- und Distanzverhältnis, was auch zu einer mangelnden Fähigkeit Beziehungen aufzubauen führt.

Auch in der Schule, im Hinblick auf die Leistungen und Engagement zu dieser, haben die Jugendlichen Schwierigkeiten sich anzupassen. In ihrer Kindheit haben sie nur selten Grenzen erfahren und in der Schule oder anderen öffentlichen Einrichtungen gibt es klare Regeln und Vorschriften an diese sich die Jugendlichen zu halten haben.

Des weiteren wurde festgestellt, dass bei vernachlässigten Jugendlichen die Neigung zur Kriminalität und zum Gebrauch von Drogen und Alkohol stärker ist.

Merkmale

· der Erzieher beteiligt sich nicht an den Gruppen

· der Erzieher verhält sich freundlich aber neutral

· der Erzieher verhält sich passiv und greift nur marginal ein

· der Erzieher beschränkt sich auf Materialen und kleinen Vorgaben

· der Erzieher bietet Hilfe an, die man aber einfordern muss

Der demokratische Erziehungsstil

Wird ein Kind mit dem demokratischen Erziehungsstil großgezogen, so hat es die Möglichkeit viele Dinge selbst zu bestimmen und diese auch zu erproben. Denn alle wichtigen Entscheidungen werden von den Eltern mit ihrem Kind besprochen. So kommt es zur Förderung der Eigenaktivität und Selbständigkeit.

Der Zu-Erziehende bekommt, durch die Verbindung von vernünftiger Lenkung im Sinne von Orientierung, Vorschläge geben mit der Beachtung der Bedürfnisse und Wünsche der Kinder, ein ausgewogenes Verhältnis von Autorität und Freiheit.

Auch im emotionalen Bereich bekommt das Kind, durch Wärme, Akzeptanz, Einfühlungsvermögen etc. der Eltern, einen „sicheren Hafen“ und kann Vertrauen zu seinen Eltern und deshalb auch Anderen gegenüber aufbauen.

Die positiven Auswirkungen des demokratischen Erziehungsstils sind z.B.:
Ein anspruchsvoller und komplexer Sprachstil, da die Eltern immer in Kommunikation und Interaktion mit dem Kind sind.

Im emotional-motivationalen Bereich zeigt der Zu-Erziehende große Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, eine emotionale Stabilität und Ausgeglichenheit und eine hohe Leistungs- und Lernbereitschaft.
Durch den demokratischen Erziehungsstil kann das Kind auch im sozialen Bereich viele Kompetenzen, die für das spätere Leben wichtig sind, erlernen, wie z. B. die Wertschätzung und das Verständnis gegenüber Mitmenschen, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen, Kritikfähigkeit.

Zudem kann das Kind Vertrauen zu sich selbst aufbauen und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln. Es lernt seine Fähigkeiten, Talente und Leistungen richtig einzuschätzen. Es lernt auch, dass es auf sich selbst stolz sein kann und dass es dazu keine materiellen Werte benötigt. Wenn es dann im jugendlichen Alter beispielsweise um das Tragen von Markenkleidung geht, kann der Zu-Erziehende bereits ein so großes Selbstbewusstsein entwickelt haben, dass er sich nicht über den Besitz teurer Kleidung definieren muss. An manchen Schulen wird diesem Problem bereits durch eine einheitliche Schulkleidung begegnet.

Diese Kompetenzen sind vor allem im späteren Arbeitsleben von Bedeutung. Teamfähigkeit und Selbstständigkeit sind im Berufsleben unerlässlich. Aufgaben müssen in Gruppen bearbeitet werden und Konflikte gemeinsam gelöst werden. Wer das bereits ab dem Kindesalter gelernt hat, wird damit später kaum Probleme haben. Diese Fähigkeiten können Jugendliche bereits in der Schulzeit bei einem Praktikum und diversen Jobs unter Beweis stellen.

Dabei bringt es ein demokratischer Erziehungsstil mit sich, dass es immer wieder zu Diskussionen zwischen den Eltern und dem Kind kommt. Dabei geht es u.a. häufig um das Tragen von Markenkleidung – was für Kinder und Jugendliche ein entscheidender Faktor bei der Wahl von T Shirts, Jacken oder Jeans ist. Dabei sind sie sich meist nicht bewusst, dass Markenkleidung teuer ist und den Geldbeutel der Eltern über die Maßen strapazieren kann.

Merkmale

· Der Erzieher versteht sich als Gruppenmitglied

· Der Erzieher führt persönliche Gespräche mit den Kindern

· Die Gruppenarbeit erfolgt ohne Befehle

· Der Erzieher gibt vorab einen Überblick über die Tätigkeit und das Ziel

· Die Entscheidungen werden in der Gruppe diskutiert

· Der Erzieher unterstützt und ermutigt die Kinder

· Die Aufgabenteilung unterliegt der Verantwortung der Gruppe

· Lob und Tadel werden sachbezogen gegeben

· Bei Problemen gibt der Erzieherlösungsmöglichkeiten zur Auswahl vor

Richtige Kindererziehung

Wie man aus den Ergebnissen von Untersuchungen herauslesen kann, hat das Kind die besten Entwicklungschancen, wenn es von den Eltern im demokratischen Erziehungsstil erzogen wird.

Wie in allen Bereichen des Lebens, so auch in den Norm- und Wertvorstellungen, haben sich die Bedingungen und Ansichten geändert. Bis in die 60er Jahre standen Vorstellungen wie Disziplin, Pflichterfüllung und Gehorsam im Mittelpunk. Es erfolgte ein Wertewandel und Emanzipation, Autonomie (Unabhängigkeit, Selbstbestimmung), Selbstverwirklichung, Kritikfähigkeit usw. werden heute betont.

Trotzdem sollte man keinen Extremen folgen, sondern den gesunden Menschenverstand einschalten, um dem Kind die bestmögliche Erziehung angedeihen zu lassen. Eine gute Mischung aus mehreren Erziehungsstilen mit Hauptaugenmerk auf dem demokratischen Erziehungsstil ist hier wahrscheinlich die richtige Lösung.

Quelle: http://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Erziehungsstil.php

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