Autorin Monika Preuk
Schlanke demonstrieren, dass sie erfolgreich, diszipliniert und glücklich sind – so die landläufige Meinung. Das Körpergewicht hat also einen großen Einfluss auf die Lebensqualität – vielleicht jedoch ganz anders, als gedacht. Eine Studie von Forschern am Helmholtz Zentrum München unter der Leitung von Rolf Holle legt nämlich den Schluss nahe, dass Abnehmen das seelische Wohlbefinden trübt. Glücklich macht dagegen die Gewichtszunahme. „Dieses Ergebnis hat uns überrascht“, sagt Michael Laxy, der am Helmholtz Zentrum über Lebensqualität bei Adipositas und Diabetes forscht und die Studie mitbetreute.
An der bevölkerungsbasierten Studie nahmen 3000 Männer und Frauen teil. Sie dauerte sieben Jahre. Jeweils zu Beginn und Ende der Untersuchung stellten die Experten das Gewicht fest, berechneten den BMI der Probanden und jeder der Teilnehmer füllte einen standardisierten Fragebogen aus. Das körperliche Wohlbefinden wurde dabei ausgelotet mit Fragen wie „Fühlen Sie sich bei alltäglichen Verrichtungen eingeschränkt?“, „Ist Ihr allgemeiner Gesundheitszustand vermindert?“, das seelische mit „Wie häufig sind Sie ruhig und gelassen?“ oder „Wie oft haben Sie sich in den vergangenen vier Wochen traurig oder entmutigt gefühlt?“.
Übergewicht belastet die Gesundheit, aber hebt die Stimmung
Nach der Auswertung steht fest: 30 Prozent der Teilnehmer hatten in den sieben Jahren mehr als fünf Prozent zugenommen, zehn Prozent mehr als fünf Prozent abgenommen und 60 Prozent hatten ihr Gewicht etwa gehalten. Männer und Frauen gaben an, dass Gewichtszunahme sie körperlich belastete. Bei Frauen waren die zusätzlichen Kilos jedoch mit mehr seelischem Wohlbefinden verbunden. Hatten sie jedoch Gewicht abgebaut, fühlten sie sich zwar körperlich unbelasteter, seelisch jedoch belasteter.
Vor allem Frauen nutzen Essen als Stressbremse
„Diese Ergebnisse muss man differenziert betrachten, über die Ursachen können wir nur spekulieren“, sagt Laxy. Möglicherweise sei nicht das Zunehmen Auslöser für die bessere Stimmungslage. Vielmehr nutzen Frauen Essen oft als Ventil gegen Stress. In erster Linie ist es also der Genuss, der glücklich macht und nicht das zusätzliche Gewicht. Dagegen kann Diät Stress für die Psyche bedeuten.
Konsequenzen für neue Abnehmprogramme
Für die Wissenschaftler sind diese Resultate wichtig bei der Entwicklung wirksamer und kosteneffektiver Präventionsprogramme gegen Adipositas. Sie sollten nicht nur beinhalten, dass Übergewicht abgebaut wird, um Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen zu verhindern, sondern auch psycho-soziale Belange in den Vordergrund stellen. Möglich sei das etwa durch Abnehmen in der Gruppe, weil dabei soziale Aspekte zum Tragen kommen.
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