Unsere Autorin ist seit 2003 Ernährungstrainerin. Früher hatte sie Gewichtsprobleme, jetzt wiegt sie 53 Kilogramm. Jeden Donnerstag gibt sie Tipps. Heute: Wie wichtig der Stoffwechsel des Körpers ist. Von Sabine Grohn
Heute möchte ich alle interessierten Leser einladen, mit mir eine kleine Exkursion in die Welt der ewigen Schönheit, die in uns ruht, ein- und abzutauchen.
Anti-Aging ist für mich ein Begriff der Neuzeit, der uns mittlerweile in allen Medien verfolgt. Aber wie sieht es bei Ihnen bzw. in Ihnen aus, wenn Sie den Begriff Anti-Aging hören? Können Sie sich vorstellen jung und gesund alt zu werden? Ein Paradoxon, ich weiß.
Ich kann es mir vorstellen. Als Langzeit-Yogalehrerin mit Herz und Seele habe ich mich immer wieder dem Thema Jung bleiben bis ins hohe Alter intensiv beschäftigt. Dabei bin ich auf eine plausible Erklärung gekommen.
Eine Langzeitverjüngung ohne Botox und diversen chirurgischen Eingriffen können wir erstens über eine innere Reinigung unseres Verdauungssystems – hierzu konnten Sie einiges in den beiden letzten Kolumnen erfahren – und zweitens über unseren Stoffwechsel erreichen.
Ich behaupte, dass beide Faktoren eine entscheidende Rolle für mehr Jugendlichkeit und mehr Attraktivität auf allen Ebenen im Leben spielen.
Das wichtigste Betriebssystem
Ich behaupte, der Stoffwechsel ist unser wichtigstes Betriebssystem, das dafür sorgt, dass unser Energiepotenzial im Gleichgewicht ist. Wie sieht aber die Realität aus? Haben Sie eine Vorstellung, wie es in Ihrer Küche aussehen würde, wenn Sie den Müll nicht entsorgen könnten? Die Müllabfuhr streikt, der Müll muss bei Ihnen in der Wohnung gelagert werden. Ständig produzieren Sie neuen Müll, und der Müllberg wird in Ihrem Zuhause immer größer. So oder so ähnlich geht es täglich in Ihrem Körper und in jeder einzelnen Zelle zu.
Das Gleiche passiert in Ihren Körperzellen, die täglich neuen Reinigungsprozeduren ausgesetzt sind. Die Ausscheidungsprozesse Ihres Körpers können nicht optimal ablaufen. Der Körper lagert. Mit dem Ergebnis, dass wir uns müde fühlen, schlapp sind, und manchmal grundlos deprimiert. Alles Anzeichen, die auf eine sogenannte Stoffwechselstörung hinweisen.
Wohin soll Sie diese Information führen?
Komme ich zurück auf den Begriff Anti-Aging, was kommt Ihnen da als Erstes in den Sinn? Weniger Falten und weniger Bauchfett! Zum Thema “Weg mit dem Bauch” komme ich später.
Gegen den natürlichen Alterungsprozess können wir nach dem heutigen offiziellen Wissensstand nichts verändern, aber ich behaupte, jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, ihn zu verlängern beziehungsweise zu verlangsamen. Zum Beispiel über die bewusste Ernährung und über ausreichend zielgerichtete Bewegung im Ausdauerbereich sowie mit Hatha Yoga.
Tipps für einen zufriedenen Stoffwechsel
Halten Sie Ihren Stoffwechsel auf Trab, indem Sie ihn von Stress fernhalten, denn das ist der größte Störfeind, da er Ihren Körper sauer macht. Planen Sie mehr Zeit für sich selbst ein, auch während der Arbeit einmal bewusst zum Beispiel fünf tiefe Atemzüge über die Nase ein- und ausatmen, mit der Ausatmung ganz bewusst die Schultern herunterziehen und für alle, die schneller Ergebnisse haben wollen, lächeln.
Trinken Sie Wasser. Damit Ihr Stoffwechsel einwandfrei funktioniert, braucht er Wasser. Faustformel: Pro 25 Kilogramm Körpergewicht trinken Sie einen Liter Wasser.
Trinken Sie grünen Tee, am besten schon morgens vor dem Frühstück, anstatt Kaffee, vor dem Essen. Übrigens grüner Tee vor dem Essen hilft Ihren Verdauungsstoffwechsel zu beschleunigen.
Finden Sie zurück zu Ihren regelmäßigen acht Stunden Schlaf.
Verändern Sie sich
Ab einem Lebensalter von 25 Jahren verlangsamt sich unser Stoffwechsel, und wir verlieren pro Jahrzehnt circa 300 Gramm Muskelmasse. Diese biologische Drosselung führt zu einer Verlagerung des Verhältnisses Fett- und Muskelanteil.
Da unser Grundumsatz mit fortschreitendem Alter abnimmt, ist eine Veränderung unserer Essgewohnheiten erforderlich. Ansonsten kommen Sie nicht mehr aus dieser Körperfett-Zugabe heraus. Wenn Sie 30 oder 40 Jahre jung sind und genauso weiteressen wie mit 20, dann wundern Sie sich bitte nicht, warum Ihre Hosen in der Taille beginnen zu kneifen. Finden Sie sich bitte damit ab, dass Ihr natürlicher Energiebedarf mit Ihrem Alter sinkt.
Und schon sind wir mittendrin im neuen Thema: Essgewohnheiten. Damit sind wir bei einem der unbeweglichsten Themen – und spätestens hier treten die ersten Widerstände auf.
Ich sehe Sie schon vor mir, Ihre Mundwinkel, die sich gerade wie auf eine Zitrone gebissen verzerren. Was? Ich soll mich verändern? Ja, ich verstehe Ihre Reaktion, ich habe drei, wenn nicht sogar vier Jahrzehnte gebraucht, um mich zu verändern. Indes möchte ich Sie aufmuntern und ermutigen, die ersten Schritte zu tun. Und wenn Sie es für Ihren Körper tun, der sollte es Ihnen doch wert sein, oder? Anti-Aging usw.
Ess-Erziehung
Kommen wir doch einmal zu den Wurzeln Ihres jetzigen Essverhaltens und nehmen diese unter die Lupe. Sitzen Sie bequem und entspannt? Dann beantworten Sie einmal die folgenden Fragen zum Thema Ess-Erziehung und erfahren Sie möglicherweise etwas mehr über sich selbst.
Finden Sie heraus, welche Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Essen in Ihrer Kindheit bei Ihnen gespeichert wurden.
– Rufen Sie sich Ihre Ess-Erziehung ins Gedächtnis.
– Überlegen Sie, welche Lebens- oder Nahrungsmittel es waren, die Ihnen Ihre Eltern als Belohnung oder auch zum Trost gegeben haben.
– Fragen Sie sich, ob Sie genau diese Dinge heute noch essen, um sich angenehme Gefühle zu verschaffen?
– Schreiben Sie bitte alles in Stichpunkten auf.
Betrachten Sie die Gründe für Ihr Vielessen, die in einer falschen Ess-Erziehung liegen, möglichst mit Ihren Emotionen.
Gehörten Sie auch zu den Kindern, die alles aufessen mussten? Egal, ob es nach Ihrem Geschmack war oder nicht? Wurden auch Sie erpresst, wenn Sie aufessen, dann gibt es erst den “Nachtisch”. Eine Essensregel finde ich sinnvoll: “Man spricht nicht mit vollem Mund!”
Die Bedeutung hier liegt darin, sich beim Essen generell nur auf das Essen zu konzentrieren, die Mahlzeit mit einem Ritual zu segnen, zu zelebrieren.
Dankbarkeit
Von meinem Yogalehrer habe ich gelernt, bevor ich etwas esse, die Mahlzeit mit folgenden Worten in der heiligen indischen Sprache im Sanskrit in der Gebetshaltung “Namasté” zu segnen: om tat sat krishnar panamastu.
Die Segnung des Essens ist natürlich auch in der christlichen Tradition ein Ritual, das in der heutigen Zeit in den meisten Familie leider an Bedeutung verloren hat. Für diejenigen von Ihnen, die sich mit dem Begriff Segnung überfordert fühlen, möchte ich den Begriff Dankbarkeit anbieten. Dankbarkeit beschreibt für mich eine der wichtigsten Werte im Leben eines jeden Menschen und sollte auch jeden Tag praktiziert werden.
Ich möchte Sie abschließend einladen, das, was Sie essen und trinken, ab heute zu segnen. Dankbar zu sein, für die Nahrungs- oder Lebensmittel, die Sie ihrem Körper zuführen. Das, was für Sie vielleicht selbstverständlich geworden ist, satt zu sein, essen zu können, wann Ihnen danach ist, einfach wieder einen Wert zu geben. Sehen Sie Ihre tägliche Nahrungsaufnahme als ein Geschenk an. Für Sie vielleicht selbstverständlich, für Menschen in Entwicklungsländern ein täglicher Kampf, ums Überleben. Wie gut es uns doch geht?!
Quelle: http://www.welt.de/sport/fitness/article128500547/Der-Stoffwechsel-hilft-der-ewigen-Schoenheit.html