Ganzheitliche Kindererziehung

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Kindererziehung ist im Grunde sehr einfach. Sie ist so einfach, dass man kein einziges Buch darüber lesen müsste. Eigentlich. In der Praxis sieht es jedoch ganz anders aus. Denn wenn schon die Eltern keine ganzheitliche Erziehung in ihrem eigenen Elternhaus erlebten, wie sollten sie dann ihren Kindern einen perfekten Start ins Leben ermöglichen können? Wie also wird man zu perfekten Eltern? Und wie macht man seine Kinder glücklich? Unsere zehn Tipps sagen es Ihnen!

Ganzheitliche Kindererziehung

Wenn Kinder nicht gehorchen

In vielen Familien ist der Alltag eine Aneinanderreihung von Kämpfen zwischen Kind und Eltern. Das Kind will morgens nicht aufstehen, es weigert sich, die Zähne zu putzen, es will nicht das anziehen, was die Mutter ausgesucht hat, es mag nicht frühstücken, es findet 10 Grad Aussentemperatur zu warm für eine Jacke, am Mittag matscht es im Essen, will lieber fernsehen als Hausaufgaben machen, kreischt den Supermarkt zusammen, weil es Kekse haben will, diese aber nicht bekommt, isst heimlich Schokolade statt Abendbrot und will schliesslich nicht zu Bett gehen, wenn der Vater es für richtig hält.

Was ist da passiert? Warum ist das Kind so widerborstig, so ungehorsam, so respektlos? Warum können sich die Eltern nicht durchsetzen, warum prallen alle Anweisungen und Drohungen scheinbar wirkungslos am trotzigen Kind ab?

Erziehung beginnt im Augenblick der Geburt

Natürlich sind Pauschalratschläge für Einzelsituationen im Sinne von “Wenn Ihr Kind nicht essen will, machen Sie dies und wenn es sich nicht anziehen will, machen Sie jenes” nicht sehr hilfreich. Jede Familie ist anders und jedes Kind empfindet anders. Doch beginnt Erziehung ja nicht erst in jenem Alter, in dem Kinder ihren Kopf durchsetzen wollen. Sie beginnt schon viel früher, nämlich in jener Sekunde, in der das Kind geboren wird.

Ganzheitliche Kindererziehung

Unsere folgenden zehn Erziehungstipps möchten Ihnen die Basisgedanken einer ganzheitlichen Kindererziehung nahe bringen. Sie schaffen die Grundlage für das, was sich alle Eltern wünschen: Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und Kind; eine Eltern-Kind-Bindung, die so eng ist, wie das Kind sie braucht, um sich geborgen und sicher zu fühlen und die sich gleichzeitig mit dem Alter des Kindes immer gerade so weit lockert, damit sich das Kind seiner ganz individuellen Art entsprechend frei entwickeln kann, es aber immer wieder in den Schoss der Familie zurückkehren kann.

Kinder, die ihren Lebensanfang auf die im Folgenden beschriebene Weise erleben und geniessen dürfen, die infolgedessen zu ihren Eltern eine intensive Bindung aufbauen konnten und ihre Eltern als verständnisvolle und gleichzeitig konsequente Menschen kennen, haben erfahrungsgemäss einen deutlich geringeren Hang zu Ungehorsam und Respektlosigkeit als Kinder, die auf all das verzichten mussten. Anders ausgedrückt, geben vorbildliche Eltern ihren Kindern einfach weniger Grund zu Ungehorsam und Respektlosigkeit.

Zehn praktische Tipps aus der ganzheitlichen Erziehung:

1. Natürliche Geburt

Bringen Sie Ihr Baby auf natürlichem Wege zur Welt und vermeiden Sie – wann immer möglich – einen Kaiserschnitt. Ein Kaiserschnitt hat viele Nachteile sowohl für das Kind als auch für die Mutter. Wählen Sie eine Klinik mit 24-Stunden-Rooming-in. Das bedeutet, dass Ihr Baby rund um die Uhr bei Ihnen im Zimmer ist. Es schläft also nicht auf einer separaten Neugeborenenstation, wo die Babys fern der Mutter häufig mit gezuckerten Tees beruhigt werden.

Vielleicht ist aber auch eine Hausgeburt in Begleitung Ihrer Hebamme etwas für Sie. Eine weitere Alternative ist die Geburt in einem Geburtshaus, wo eine deutlich entspanntere und angenehmere Atmosphäre herrscht als in den meisten Kliniken. Wichtig ist in jedem Falle, dass Ihr Baby sofort nach der Geburt in Ihre Arme gelegt wird und nicht zu Untersuchungszwecken mitgenommen wird. Nur so können Mutter und Kind ihre enge Bindung, die sich während der Schwangerschaft entwickelte, intensivieren und festigen.

2. Tragen Sie Ihr Baby!

Das Menschenkind ist ein Tragling

Ein Menschenkind kann unmittelbar nach der Geburt nicht selbständig überleben wie etwa ein Fohlen, das kurz nach der Geburt aufstehen und mit der Herde mitziehen kann. Man nennt Pferde daher Nestflüchter. Auch kann das Menschenkind nicht einfach für einige Stunden abgelegt werden, wie das etwa bei Raubtierkindern der Fall ist. Ein Hundekind beispielsweise weiss, dass es sich gemeinsam mit den Geschwistern still in der Höhle zu verhalten hat, wenn die Mutter loszieht, um Nahrung zu besorgen. Hundekinder gehören daher zu den sog. Nesthockern.

Für ein Menschenkind gehört dieses Verhalten jedoch nicht zu seiner Natur. Es ist weder ein Nestflüchter noch ein Nesthocker. Daher schreit es was die Lungen hergeben, wenn es den Körperkontakt zur Bezugsperson verliert und mutterseelenallein in ein Bettchen gelegt wird. Das Menschenkind ist ein sog. Tragling. Das heisst, es erwartet, von der Mutter getragen zu werden und immer bei ihr zu sein, wohin auch immer die Mutter geht. Ein Tragling wird – in der Natur – nur dann nicht mehr von der Mutter getragen, wenn etwas Einschneidendes passiert ist, wenn die Mutter etwa verunglückt ist oder wenn sie ihr Kind verlassen hat. Der Verlust von Körperkontakt bedeutet für das Kind infolgedessen Gefahr, ja Todesgefahr. Es schreit, in der Hoffnung, die Gefahr abzuwenden, die Mutter oder notfalls ein anderes Sippenmitglied herbeizurufen und den ursprünglich sicheren Zustand des Getragenwerdens wieder herbeizuführen.

Nun muss ein Kind aber nicht jahrelang getragen werden, wie das häufig befürchtet wird. Spätestens im Alter von 9 bis 10 Monaten will das Kind nicht mehr ständig getragen werden. Eine neue Phase steht vor der Tür: Das Kind will sich jetzt selbst bewegen, es verspürt den unwiderstehlichen Drang zu robben, zu krabbeln und bald darauf zu laufen. Das Kind signalisiert also ganz von selbst, wann es nicht mehr getragen werden muss.

Getragenwerden ist ein Grundbedürfnis des Kindes

Viele Menschen glauben, dass ein ständiges Tragen des Kindes die reine Verwöhnung impliziere. Das jedoch ist ein folgenschwerer Irrtum. Der Wunsch nach ständigem Körperkontakt ist nicht etwa eine rein egoistische Erwartungshaltung, sondern ein Grundbedürfnis des Babys, dessen Erfüllung für die körperliche und seelische Entwicklung des Kindes essentiell ist. Die Erfüllung von Grundbedürfnissen kann und darf niemals mit Verwöhnung gleichgesetzt werden. Im Gegenteil: Das Vorenthalten dieser Grundbedürfniserfüllung ist ein naturwidriges Verhalten und kann daher leicht zu Menschen führen, die zeitlebens unter psychischen Problemen zu leiden haben – ob das nun Verlustängste, Depressionen, Hyperaktivität, Persönlichkeitsstörungen oder was auch immer sind – und keinen blassen Schimmer davon haben, woher diese rühren könnten.

Getragene Babys sind glücklicher

Es wundert also nicht, wenn getragene Babys sehr viel glücklicher und ausgeglichener zu sein scheinen als Babys, die ihre ersten Monate bevorzugt in ihrem Bettchen oder ihrer Wiege verbringen müssen. Getragene Babys schreien automatisch weniger, da sie zufriedener sind. Getragene Babys werden natürlich auch häufiger liebkost. Die Mutter spricht häufiger mit ihrem Baby, da es ja immer bei ihr ist, so dass getragene Babys schneller sprechen lernen. Das Baby ist immer dabei, kann – ab einem bestimmten Alter – alles beobachten (ohne dabei selbst im Mittelpunkt zu stehen) und lernt dadurch viel mehr, als ein Kind, das immer wieder allein in sein Bettchen gelegt wird. Natürlich ist auch die Bindung eines häufig getragenen Babys an seine Mutter stärker als die eines Kindes, das nur beim Füttern, Spielen und Wickeln Körperkontakt hat.

Auch die körperliche Entfaltung wird durch das Getragenwerden immens gefördert, was sich in einer gesunden Haltung und der richtigen Entwicklung der Wirbelsäule und Gelenke zeigt. Das getragene Baby ist – auch wenn es in seinem Tragetuch schläft – stets in Bewegung, weil es automatisch mit den Bewegungen der Mutter mitschwingt. Diese Bewegungsreize fördern sowohl den Gleichgewichtssinn als auch die Muskelbildung des Kindes.

Übrigens muss es nicht immer nur die Mutter sein, die das Baby trägt. Auch der Vater, die Oma, der Opa, Tanten, Onkel oder Geschwister können lernen, mit dem Tragetuch umzugehen und das Baby immer mal wieder tragen, um die Mutter zu entlasten und auch um den Eltern – falls erwünscht – Raum für Zweisamkeit zu gewähren.

3. Nehmen Sie Ihr Baby mit in Ihr Bett

Eltern, die von der natürlichen Babypflege überzeugt sind, tragen ihr Baby selbstverständlich nicht nur am Tage an ihrem Körper, sondern auch in der Nacht. Das Baby schläft also im Bett der Eltern, was enorme Vorteile mit sich bringt. Ein Baby, das eng an seine Mutter oder seinen Vater gekuschelt schläft, schreit sehr viel seltener des Nachts als Kinder, die im eigenen Bettchen liegen. Das Bedürfnis des Babys nach Nähe ist gestillt. Es spürt die Wärme, den Herzschlag und die Atemzüge seiner Eltern. Wacht das Baby auf, weil es Hunger hat, muss es nicht lautstark brüllen, bis endlich jemand kommt. Oft wacht die Mutter schon auf, wenn sich das Baby auf der Suche nach der Brust ein wenig bewegt. Die Mutter kann ihr Baby stillen, ohne aufstehen zu müssen. Der Vater, der meist am nächsten Morgen ausgeruht sein sollte, um zur Arbeit gehen zu können, wird seltener gestört.

Sie brauchen übrigens keine Sorge zu haben, dass Ihr Kind nun bis zu seinem Auszug aus dem Elternhaus in Ihrem Ehebett schlafen wird. Sobald Ihr Kind sein Bedürfnis nach Nähe gestillt hat, wird es – genau wie beim Thema „Getragenwerden“ – automatisch eine neue Entwicklungsphase erleben, etwas Neues ausprobieren wollen und plötzlich viel lieber in seinem eigenen Bett schlafen wollen.

4. Stillen Sie Ihr Baby

Stillen ist nicht nur die preiswerteste und unkomplizierteste Art, sein Baby zu ernähren, sondern auch die gesündeste (für Mutter und Kind). Stillen hat mindestens so viele Vorteile, wie die industrielle Babynahrung Nachteile hat. Muttermilch enthält zu jedem Zeitpunkt die ideale Mischung aller Nährstoffe, Mikronährstoffe, Enzyme und Antikörper, die ein Baby in seiner aktuellen Entwicklungsphase gerade benötigt. Diese Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse des Kindes ist jeder Industriebabynahrung vollkommen fremd. Daran kann auch die jahrzehntelange Muttermilchforschung von Millhupa nichts ändern.

Folglich wundert es nicht, wenn gestillte Babys insgesamt gesünder sind als nicht gestillte Kinder. Sie leiden seltener an Erkältungen, Mittelohrentzündungen, Verdauungsstörungen, Neurodermitis, Ekzemen und Allergien. Auch soll das Stillen das Risiko für Übergewicht, Diabetes, entzündlichen Darmerkrankungen, Kinderleukämie und anderen Krebsformen deutlich reduzieren. Selbst das Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben, ist bei gestillten Kindern niedriger. Und sogar der Intelligenzquotient soll sich von der Art der Babynahrung beeinflussen lassen und bei ausschliesslich bzw. länger gestillten Kindern höher sein als bei Kindern, die nur kurz gestillt wurden bzw. schon früh Beikost erhielten.

Wird das Baby gestillt, dann muss ferner niemand Babynahrung einkaufen, niemand muss sich in die Küche stellen und Babynahrung zubereiten, das Baby muss nicht hungrig warten, bis das Fläschchen endlich fertig ist und es muss sich auch niemand Sorgen machen, ob die Babynahrung die richtige Temperatur hat. Das Stillen hat für die Mutter jedoch nicht nur praktische, sondern auch eindeutige gesundheitliche Vorteile. So soll das Stillen überflüssige Pfunde nach der Schwangerschaft schneller schwinden lassen und Mamas Stresspegel – dank des Hormons Prolaktin – wieder gemächlich in den kühlen Keller sinken lassen. Frauen, die gestillt haben, sollen ferner ein geringeres Brustkrebs- und Eierstockkrebs-Risiko aufweisen als Frauen, die nie stillten.

All das sind bereits äusserst überzeugende Vorteile. Das Allerwichtigste haben wir jedoch noch gar nicht erwähnt: Das gestillte Baby fühlt sich geliebt, geborgen, beruhigt und getröstet. Dadurch entsteht eine enge und vertrauensvolle Mutter-Kind-Bindung, die wiederum die Voraussetzung für ein harmonisches Miteinander ist, aber auch für eine erfolgreiche Konfliktlösung, wenn das Kind älter wird.

5. Möchten Sie ein windelfreies Baby?

Sind auch Sie der Meinung, dass Babys und Windeln zusammengehören wie Asterix und Obelix? Dann dürfen Sie zwar gerne dieser Meinung sein. Babys sind jedoch nicht selten ganz anderer Meinung…

Obwohl Sie wahrscheinlich glauben, dass Babys ihre Ausscheidungsbedürfnisse nicht steuern können und Babys eben dann pieseln, wenn sie pieseln müssen, verhält sich das in Wirklichkeit ganz anders. Babys können bereits im zarten Alter von wenigen Wochen ihre Ausscheidungsbedürfnisse sehr gut steuern. Wenn diese Fähigkeit jedoch ignoriert wird, indem den Babys Windeln angelegt werden, verlieren sie sie vorübergehend, bis sie dann, wenn die Eltern meinen, jetzt sei die Zeit der Sauberkeitserziehung gekommen, wieder neu erlernt werden muss.

Immer mehr Eltern, die sich zur natürlichen Babypflege hingezogen fühlen, praktizieren daher lieber von vornherein “Windelfrei”. Sie möchten es ihrem Kind ersparen, monatelang immer wieder den eigenen Urin und Stuhlgang am Körper kleben zu haben. Auch möchten Sie ihrem Kind das Gefühl geben, dass sie es mit all seinen Bedürfnissen wahrnehmen und respektieren. Das heisst, sie beobachten ihr Baby ganz genau, achten auf seine Signale und halten es dann über einem Gefäss ab, damit es sein kleines oder grosses Geschäft erledigen kann. Meist gibt die Mutter dabei ein bestimmtes Geräusch von sich, das als Signal ihrerseits gilt und dem Baby mitteilt, dass es sich jetzt erleichtern kann. Innerhalb weniger Wochen klappt die Kommunikation zwischen Baby und Mutter (oder der jeweiligen Bezugsperson) meist schon so gut, dass Windeln nur noch unterwegs oder eventuell in der Nacht getragen werden müssen.

Die Windelfrei-Praxis verstärkt die Mutter-Kind- bzw. Eltern-Kind-Bindung noch weiter.

6. Achten Sie auf gesunde Ernährung

Eine gesunde und vitalstoffreiche Ernährung ist für ein Kind mindestens so wichtig wie die enge Eltern-Kind-Bindung. Nicht selten zeigt sich immer wieder, dass Kinder, die als hyperaktiv oder schwer erziehbar gelten, in Wirklichkeit unter einer Mangel- und Fehlernährung leiden. Diese Kinder sind natürlich nicht vom Hungertode bedroht. Doch hungern ihre kleinen zappeligen Körper nach Vitalstoffen, Spurenelementen, Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen, die es nur in einer hochwertigen Ernährung aus frisch zubereiteten Mahlzeiten gibt und die man vergeblich in jenen vielfach verarbeiteten und zuckerreichen Nahrungsmitteln sucht, mit denen Kinder heute oft ernährt werden.

Die moderne Ernährung führt ausserdem häufig zu einer Störung der kindlichen Darmflora. Eine gestörte Darmflora könnte jedoch – wie vermutet wird – auch mit Entwicklungsstörungen wie z. B. Autismus oder anderen auffälligen Verhaltensänderungen in engem Zusammenhang stehen. Auch sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten – insbesondere gegen Milch- und Weizenprodukte – weit verbreitet und führen oft zu Unwohlsein und undefinierbaren – nicht zuletzt psychischen – Symptomen. Und so wandeln sich manche Kinder nach einer Ernährungsumstellung und dem Aufbau der Darmflora mit speziellen Probiotika für Kinder ganz plötzlich vom Zappelphilipp zum ausgeglichenen und wissbegierigen Kind.

Eine gesunde Kinderernährung beginnt natürlich auf Ihrem eigenen Teller. Ihr Kind wird sich langfristig nur dann gesund ernähren, wenn Sie das ebenfalls tun. Wenn Ihr Kind später in einen Waldorf- oder Montessorikindergarten geht, dann fällt es ihm leichter, bei der gesunden Ernährung zu bleiben, weil es dort auch für die meisten anderen Kinder ganz normal ist, sich gesund und vollwertig zu ernähren.

7. Überfordern Sie Ihr Kind nicht

Oft erwarten Eltern von Ihren Kindern mehr, als diese in ihrem aktuellen Entwicklungsstand erfüllen können. Da werden Dreijährige allein ins Bad geschickt, um sich zu waschen und bettfertig zu machen und wenn sie das nicht in einem bestimmten Zeitrahmen tun (weil sie mitten im Geschehen mit der Plastikente zu spielen beginnen), werden sie wütend gescholten. Ein Dreijähriger ist aber kein Roboter! Ein Dreijähriger sollte auch nicht unter Stress gesetzt werden. Er hat seinen eigenen Rhythmus und seine eigene Geschwindigkeit. Respektieren Sie diese und organisieren SIE den Alltag so, dass Ihr Kind nicht überfordert wird.

8. Versetzen Sie sich in Ihr Kind

Wenn Ihr Kind beim Frühstück trödelt oder sich gänzlich weigert, ein Frühstück einzunehmen, dann sollten Sie in Erwägung ziehen, dass Ihr Kind noch einen deutlich gesünderen Instinkt in Bezug auf den richtigen Esszeitpunkt hat als Sie. Viele Menschen können am frühen Morgen einfach noch nichts essen. Für diese Menschen ist es infolgedessen auch nicht gesund, sich entgegen Ihres eindeutigen Körpergefühls ein Frühstück einzuverleiben. Vielleicht gehört Ihr Kind dazu. Respektieren Sie das! Fragen Sie es später noch einmal, ob es Hunger hat. Und falls es in den Kindergarten oder eine Kindertagesstätte geht, geben Sie Ihrem Kind lieber einen grösseren Proviant mit und informieren Sie die Erzieher, dass Ihr Kind erst am späten Vormittag frühstückt.

Auf dieselbe Weise sollten sie auch andere scheinbare Ungehorsamkeiten hinterfragen und mit Hilfe einer anderen Sichtweise Erklärungen und Lösungen dafür finden.

9. Ziehen Sie Grenzen

Der Autor Jim Cunningham schreibt:

Es wurde einst eine Studie über das Verhalten von Schulkindern auf dem Pausenhof durchgeführt. Sobald die Pausenklingel ertönte, sind die Kinder auf den Pausenhof geströmt. Sie setzten sich auf den Zaun, sie lachten und spielten miteinander. Später wurden die Zäune, die den Schulhof begrenzten, entfernt. Die darauf folgenden Verhaltensänderungen waren bemerkenswert. Am nächsten Tag trotteten die Kinder in Richtung Schulhofmitte. Sie waren ängstlich und unsicher. Sie spielten und lachten nicht mehr wie zuvor. Schliesslich wurden die Zäune wieder aufgebaut. Und was ist am nächsten Tag geschehen? Die Kinder lachten wieder und spielten, als sei nichts gewesen.

In ihrem tiefsten Innern wollen Kinder nicht in einer Welt leben, in der es keine Einschränkungen gibt. Sie verlangen praktisch danach, dass Eltern ihnen Grenzen stecken. Grenzen, in denen sie beschützt, geborgen und sicher aufwachsen können.

Sorgen Sie also für gewisse Spielregeln, die Ihren Familienalltag mitgestalten werden und die auch konsequent eingehalten werden müssen. Sind Ausnahmen nötig, dann werden diese nur gewährt, wenn es einen stichhaltigen Grund dafür gibt und wenn zuvor darüber im Familienrat gesprochen wurde.

10. Fördern Sie die Talente Ihres Kindes

Ein Kind, das sich ernst genommen und auf seinem Weg durchs Leben unterstützt fühlt, ist ein zufriedenes und glückliches Kind. Betrachten Sie eine schlechte Note in Mathe (oder einem anderen Fach) nicht als Anlass für Schelte und Bestrafungen. Finden Sie stattdessen den Grund für die schlechte Schulnote heraus.

Vielleicht mag Ihr Kind den Lehrer nicht? Vielleicht fühlt es sich überfordert? Vielleicht hegt Ihr Kind auch einfach keine Sympathie für Zahlen? Macht nichts, man kommt auch ohne Mathe sehr gut durchs Leben. Natürlich sollte Ihr Kind die Grundkenntnisse in Mathematik beherrschen. Kümmern Sie sich also darum, dass Ihr Kind in Mathe ein wenig gefördert wird – und zwar so, dass es Ihrem Kind Spass macht! Vielleicht gibt es jemanden, den Ihr Kind besonders cool findet und der ihm die Sache mit den Zahlen spielerisch und mit wirklich praktischen Beispielen nahe bringen kann.

Das Ziel sollte kein Mathegenie sein. Das Ziel sollte sein, Ihrem Kind den Stress, die Langeweile und die Abwehrhaltung zu nehmen, die automatisch von ihm Besitz ergreifen, wenn die nächste Mathestunde naht. Das Ziel ist also vielleicht nur die nächstbeste Note. Schliesslich soll Ihr Kind sein Leben nicht damit verbringen müssen, sich auf seine Schwächen zu konzentrieren. Ihr Kind hat Talente und Stärken und genau diese gilt es zu fördern! Viel zu oft müssen Kinder ihre Talente vernachlässigen, nur um sich krampfhaft ihren Schwächen zu widmen.

Ihr Kind findet Mathe vielleicht doof, dafür lernt es mit Leichtigkeit Sprachen und liebt Sport über alles. Fördern Sie diese Talente! Aber nicht zwanghaft und übertrieben. Gehen Sie mit der Begeisterung Ihres Kindes mit! Öffnen Sie Augen und Ohren, um zu erkennen, was Ihr Kind wann braucht – und geben Sie es ihm.

Erziehung bedeutet also nicht, das Kind nach den Wünschen und Vorstellungen der Eltern zu “ziehen” und zu gestalten, sondern das Kind als eigenen Menschen mit eigenem Denken und Empfinden wahrzunehmen; dem Kind im richtigen Augenblick das zu geben, was es für seine Entwicklung benötigt und es mit all dem zu verschonen, was seine Entwicklung behindern würde – getreu dem berühmten Zitat:

“Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie gross sind, gib ihnen Flügel.”

Quelle: http://www.zentrum-der-gesundheit.de/kinder-erziehung-ganzheitlich-ia.html

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