Es ist schwer, ein richtig guter Chef zu sein. Viele Manager stehen sich selbst im Weg. Sabine Hockling zeigt die fünf häufigsten Karrierefallen.
Zu viel Ehrgeiz schadet der Karriere: Viele talentierte Führungskräfte kommen auf ihrer Laufbahn irgendwann ins Trudeln. Falsche Entscheidungen sind dabei nicht unbedingt der häufigste Fehler. Vielmehr blockieren sich die Entscheider selbst. Das zeigt auch eine Studie amerikanischer Forscher, die zehn Jahre lang Hunderte Manager aus mehr als 30 Branchen und über 50 Ländern auf ihrem Karriereweg begleitet haben.
Bei aller Verschiedenheit der Manager konnten die Forscher ein deutliches Muster bei der Mehrheit der Führungskräfte ausmachen, aus dem sich fünf Karrierefallen ableiten lassen.
Falle Nummer 1: Die Überbetonung der eigenen Ziele
Natürlich ist es grundlegend für den Aufstieg, überhaupt Ziele zu haben und diese auch konsequent zu verfolgen. Aber das richtige Maß ist entscheidend. Schwierig wird es, wenn der Fokus sich nur noch darauf richtet. Dann stellt der Chef stellt sich und seine Bedürfnisse über alles andere. Die Mitarbeiter nehmen solche verbissenen Chefs als destruktiv wahr. Statt mit ihrem Team zu arbeiten, fällen diese Chefs Entscheidungen allein – in der Regel ohne Rücksicht auf das Wohlergeben ihrer Mitarbeiter. Die Kernkompetenz der Mitarbeiterführung wird missverstanden. Solche Chefs führen sich wie kleine Diktatoren auf – und scheitern letztlich an ihrem eigenen Ehrgeiz.
Falle Nummer 2: Das eigene Image zu wichtig nehmen
Jede Führungskraft hat ein Selbstbild. Diesem gerecht zu werden, kostet viel Zeit und Energie – und die fehlt im Zweifel woanders. Wer zum Beispiel besonders intelligent wirken möchte, blockiert seine Lern- und Risikobereitschaft. Besonders der Wunsch, beliebt zu sein und Anerkennung von seinen Mitarbeitern zu erhalten, hält Chefs davon ab, unerfreuliche Fragen zu stellen, die allerdings hin und wieder für die Führungserfolg nötig sind. Außerdem führt der Drang nach Beliebtheit zu einem ambivalenten Verhalten, das bei vielen Mitarbeitern am Ende zu Verwirrung und Abneigung führen wird. Daher sollten Führungskräfte sich weniger darstellen, sondern sich auf ihre Kernaufgabe besinnen: führen, auch wenn’s mal unangenehm ist und gegen ihr Selbstbild geht.
Falle Nummer 3: Kollegen als Feinde betrachten
Man muss die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, nicht unbedingt lieben. Man sollte sie aber respektieren. So simpel sich das anhört, so schwer kann die Umsetzung sein. Denn leider neigen viele Führungskräfte dazu, die Kollegen, mit denen sie einen Konflikt haben, als Feinde anzusehen – und sie daher generell weniger bis gar nicht mehr in die Arbeit einzubinden. Ein fataler Irrtum, denn gerade diese Kollegen könnten sich als nützlich erweisen. Dazu muss man jedoch fähig sein, über seinen Schatten springen zu können. Wer sich schnell angegriffen, unsicher oder auch abgelehnt fühlt, verschenkt das Potenzial aller Kollegen.
Falle Nummer 4: Alles allein umsetzen wollen
Führungskräfte sitzen auf einem Schleudersitz, ihr Weg ist stets unsicher, da Ergebnisse nicht immer planbar sind. Ein starkes Team kann hier ein gutes Gegengewicht bilden und der Führungskraft praktisch und emotional den Rücken stärken. Dabei muss es nicht immer nur aus Kollegen und Mitarbeitern bestehen. Auch Mentoren, Familienangehörige und Freunde können gute Ratgeber sein, wenn Entscheidungen gefällt werden müssen. Einsame Entscheidungen sind selten gut. Es fehlt der Weitblick und die zweite Meinung.
Falle Nummer 5: Auf Erlaubnis von oben warten
Wichtige Entscheidungen – unter Zeitdruck – zu treffen, kann für Führungskräfte zur Gratwanderung zwischen formellen und informellen Regeln und Eigeninitiative werden. Eine gute Führungskraft wartet nicht unbedingt darauf, dass sie von oben ein offizielles Okay bekommt, sondern erkennt, wann sie autonom zu handeln hat.
Quelle: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-01/selbstentwicklung-fuehrungskraefte