Wer heute auf ein langes, bewegtes Berufsleben, auf 40 Jahre in der gleichen Firma und auf 30 Jahre in unveränderter Position zurückblickt, darf berechtigt den Weg in den Ruhestand antreten.
Dieser Ruhestand ist redlich verdient, und der stolze Neu-Rentner darf getrost noch viele schöne, gesunde Jahre verbringen. Doch dieser Rentner wird vermutlich mit Unverständnis auf die nachkommende Generation blicken, denn diese Generation scheint immer unzufriedener mit der Arbeit, dem Arbeitgeber und den Gegebenheiten am Arbeitsplatz zu werden.
Tatsächlich scheint die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz im Alter zwischen 30 und 50 verstärkt um sich zu greifen. Doch was sind die Hintergründe? Ist es mangelnde Dankbarkeit? Ist es die große Bequemlichkeit, um Ziele nicht mehr zu kämpfen? Sind es die Folgen einer Erziehung, in der dieser Generation alle Probleme aus dem Weg geräumt wurden? Sind es die Konsequenzen von Wirtschaftswunder und Co, die dafür sorgten, dass es dieser Generation in der Jugend zu gut ging? Oder sind es die sich ändernden Anforderungen an das Arbeitsleben, die die Arbeitswelt heute so anders gestalten als noch vor wenigen Jahren? Um es vorweg zu nehmen: Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, die Gründe für Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sind so heterogen wie die Menschen selbst. Doch letztlich ist es wohl eine bunte Mischung, die die heutigen Berufstätigen unglücklich macht mit ihren Arbeitsbedingungen.
Unerfüllbare Umsatzvorgaben und Kostenziele
Wer heute eine Position bekleidet, die mit einem gehobenen Einkommen verbunden ist, hat regelmäßig die entsprechende Verantwortung zu tragen. Dazu gehört auch, unerfüllbare Umsatzvorgaben und Kostenziele einzuhalten, immer mehr Arbeit mit immer weniger Mitarbeitern erfolgreich und zeit- und budgetgerecht zu erledigen und die häufig wenig prominenten Entscheidungen der Geschäftsleitung den Mitarbeitern gegenüber zu vertreten. Unzählige Firmen unterliegen einem hohen Kostendruck, der sich in sinkenden Arbeitnehmerzahlen widerspiegelt. Gleichzeitig haben sie die gleichen Umsatzvorgaben zu erfüllen und die Produktionsziele einzuhalten wie vor wenigen Jahren noch mit einer um 30 Prozent höheren Besetzung. Die Folge: Die Mitarbeiter klagen berechtigt über Überforderung, über zu knappe Zeitvorgaben und über zu viel Arbeit. Schlimmer noch, die ständige Überlastung kann krank machen und auf lange Sicht zum Burnout führen. Eine maßgebliche Ursache für Unzufriedenheit in allen Ebenen der Unternehmenshierarchie ist damit ausgemacht: die hohe Arbeitslast.
Ein sich verändernder Arbeitplatz
Sie wird häufig verschärft durch die Technologie am Arbeitsplatz, die heute ganz anderen Anforderungen genügt als noch vor wenigen Jahren. Die Stichworte lauten: E-Mail-Flut, ständige Erreichbarkeit sogar am Wochenende und Multi-Tasking. Hier ist eine wichtige E-Mail zu beantworten, dort klingelt das Telefon, dazwischen ist eine SMS am Smartphone zu beantworten. Selbst auf dem Weg nach Hause findet man keine Ruhe, das Smartphone leitet erbarmungslos alle E-Mails in den Feierabend weiter. Nicht anders sieht es am Wochenende aus, denn auch dort werden E-Mails beantwortet und Präsentationen vorbereitet. So reizvoll dieser Einsatz für junge, karriereorientierte Menschen sein mag, so sehr bringt er gestandene Mitarbeiter an den Rand ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit. Auch diese Ursache führt zu Unzufriedenheit am Arbeitsplatz: die ständige Erreichbarkeit, durch die Berufs- und Privatleben letztlich miteinander verschmelzen.
Doch selbst, wer sich diesen Herausforderungen an einem modernen Arbeitsplatz mit Vergnügen stellt, wer motiviert an die Arbeit geht und sich mit Erfolg im täglichen Spannungsfeld zwischen Präsentationen, Terminen, E-Mails und Smartphone behauptet, stößt an seine Grenzen. Denn in der Regel sind es junge, erfolgsorientierte Menschen zu Beginn ihrer beruflichen Entwicklung, die sich mit diesem Druck konfrontiert sehen und durch eine optimale Performance und sehr gute Leistungen auf sich aufmerksam machen wollen. Gelingt es dann nicht, diesen jungen Menschen adäquate Perspektiven aufzuzeigen und diese zeitgerecht umzusetzen, liegt die Folge auf der Hand. Die dritte Ursache für Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sind schlicht mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten. So unterschiedlich die firmeninternen Gründe für mangelnde Perspektiven sein mögen, so sehr muss man wissen, dass man sich damit die besten Potenzialträger vergrault. Junge, motivierte Mitarbeiter werden nicht ihr ganzes Berufsleben lang frustriert in der gleichen Firma in einer unveränderten Position bleiben, sie werden sich im Gegenteil anderen Unternehmen zuwenden. Dann manifestiert sich die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz darin, dass man selbst aktiv wird um diesem Umstand zu entkommen.
Letztlich ist genau das der einzige Weg, mit mangelnder Zufriedenheit umzugehen: Aktiv zu werden, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen und der Unzufriedenheit damit ein Ende zu bereiten. In diesem Fall wird fehlende Zufriedenheit am Arbeitsplatz zur großen Chance für den Betroffenen.
Quelle: http://arbeits-abc.de/unzufriedenheit-am-arbeitsplatz-was-macht-berufstaetige-ungluecklich/