Das hilft am besten gegen Kopfschmerzen

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Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland leiden an Kopfschmerzen. Die Gründe können harmlos sein, aber auch Zeichen einer ernsthaften Krankheit. Schmerzmittel können einen Teufelskreis auslösen. Von Ulrike Geist

Es pocht, es dröhnt, es sticht: Kopfschmerzen treffen viele Menschen immer mal wieder. Zwischen 200 und 360 Arten von Kopfschmerzen gibt es schätzungsweise. Dabei unterscheiden die Mediziner zwischen primären Kopfschmerzen, denen keine andere Krankheit zugrunde liegt, und sekundären, die Folge einer Erkrankung wie einer Nasennebenhöhlenentzündung oder eines Tumors sind.

Am häufigsten sind Spannungskopfschmerzen und Migräne. Rund 90 Prozent der Kopfschmerzpatienten leiden unter einer dieser primären Kopfschmerzarten. Eine Selbstmedikation bei einem gelegentlich auftretenden Spannungskopfschmerz sei durchaus zu verantworten, sagt Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel.

Vorsicht geboten sei aber bei Begleiterscheinungen wie einem steifen Nacken, Fieber, Schüttelfrost, Lähmungen, Sprachstörungen, Schwindel sowie bei Dauerkopfschmerz. In diesen Fällen sollten Patienten unbedingt umgehend einen Arzt zurate ziehen.

Susann Seddigh vom DRK Schmerz-Zentrum Mainz betont, auch wer sehr starke sowie nie zuvor erlebte Kopfschmerzen entwickle, müsse einen Arzt aufsuchen. Neben der körperlichen Untersuchung werde dieser gegebenenfalls Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Schädels zur Ursachenabklärung anordnen. Um die passende Behandlung festzulegen, gehöre zur Befragung eines Patienten mit regelmäßigen Kopfschmerzen dann auch eine genaue Analyse seiner Lebenssituation.

Um den Ursachen des Schmerzes auf die Spur zu kommen, kann es hilfreich sein, ein Kopfschmerztagebuch zu führen. Darauf weist Stefanie Förderreuther von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft hin. Eingetragen würden über einen längeren Zeitraum Schweregrad und Dauer der Kopfschmerzen, Symptome und Begleiterscheinungen sowie mögliche Auslöser wie Stress.

Die Aufzeichnungen gäben Aufschluss darüber, wann welcher Kopfschmerz auftritt. Arzt und Patient könnten so einen Überblick über den Kopfschmerzverlauf gewinnen und die passende Therapie auswählen.

Zu wenig Bewegung, Stress, Schlafmangel oder unregelmäßiges Essen und Trinken können sich schmerzfördernd auswirken. Wer dann immer wieder zu Schmerzmitteln greift, gerät in einen Teufelskreis. Durch zu häufigen Medikamentengebrauch kann eine neue Art von Kopfschmerz entstehen: der sogenannte medikamenteninduzierte Kopfschmerz. Ein Überblick.

Spannungskopfschmerz

Er steht auf Platz eins der häufigsten Kopfschmerzarten. Der leichte bis mittelstarke Schmerz ist Seddigh zufolge dumpf und drückend. Er könne mehrere Tage lang anhalten, bessere sich jedoch häufig an der frischen Luft. Es gibt keine Begleitsymptome, und die Patienten können trotz der Schmerzen meist gut ihren Alltagsbeschäftigungen nachgehen.

Bei einem akuten Anfall von Spannungskopfschmerz helfen schmerzhemmende Wirkstoffe wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen. Ebenso wirksam sei Pfefferminzöl, erläutert Göbel. Das Öl wird äußerlich auf Stirn, Schläfen und Nacken aufgetragen. Vorbeugend sei es hilfreich, für eine mentale und muskuläre Entspannung zu sorgen, empfiehlt er. Auch eine Sporttherapie könne sich positiv auswirken.

Migräne

Anders als der Spannungskopfschmerz ist eine Migräneattacke verbunden mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Der pochende, pulsierende Schmerz der Migräne wird bei körperlicher Belastung schlimmer, ein normaler Tagesablauf ist oft unmöglich.

Frauen sind deutlich häufiger von Migräne betroffen als Männer. Während etwa sieben Prozent der männlichen Bevölkerung unter Migräneattacken zu leiden hätten, seien es bei den Frauen zwölf bis 14 Prozent, sagt Förderreuther.

Bei der Behandlung sei zu unterscheiden zwischen vorbeugenden Maßnahmen und der Therapie der Attacke, erläutert die Neurologin. Zur Bekämpfung der Attacke sollten Schmerzmittel in Verbindung mit Medikamenten gegen Übelkeit eingenommen werden.

Entscheidend sei es, frühzeitig mit der Einnahme zu beginnen und eine ausreichend hohe Dosierung zu wählen, die höher liege als etwa beim Spannungskopfschmerz. Das Medikament gegen Übelkeit sollte zuerst eingenommen werden, weil dann die Schmerzmittel eine bessere Wirkung zeigten, empfiehlt Förderreuther.

Vorbeugend rät die Neurologin zu regelmäßigem Ausdauersport sowie zum Erlernen von Entspannungstechniken. Auch eine Verhaltenstherapie zum Stressabbau helfe im Einzelfall. Eine prophylaktische Medikamentengabe über einen begrenzten Zeitraum könne die Erkrankung zudem “beruhigen”.

Das sei zu empfehlen, wenn Migräneattacken mehr als dreimal pro Monat auftreten, lange anhalten und nicht gut auf die Akuttherapie ansprechen. Migräne ist in jedem Fall eine Kopfschmerzart, die ärztlich abgeklärt werden sollte.

Medikamenteninduzierter Kopfschmerz

Dieser kann vorliegen, wenn die bisher bekannten Schmerzattacken plötzlich immer länger dauern oder sogar zum Dauerzustand werden und wenn immer mehr Medikamente gebraucht werden, um den Schmerz zu lindern. Indiz für diesen Kopfschmerztyp ist Göbel zufolge das Überschreiten der 10-20-Regel.

Sie besagt, dass Akutschmerzmittel an weniger als zehn Tagen pro Monat eingenommen werden sollten, an mindestens 20 Tagen pro Monat sollten keine Medikamente gegen Kopfschmerzen genommen werden. Auch hier ist der Gang zum Arzt unabdingbar.

Die einzige nachhaltig wirksame Strategie gegen diesen Folgekopfschmerz sei es, eine Medikamentenpause einzulegen. Es könne dabei jedoch ein sogenannter Rückschlagkopfschmerz entstehen, der die Patienten sehr stark beeinträchtigt, erläutert Göbel. Deshalb sei eine Begleitmedikation und bei schweren Verläufen auch eine stationäre Behandlung ratsam.

 

Quelle: http://www.welt.de/gesundheit/article128490962/Das-hilft-am-besten-gegen-Kopfschmerzen.html

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